The Rise of Gin – Zu Besuch bei AMATO in Wiesbaden

Gin boomt wie nie zuvor und Gianfranco Amato ist 2013 auf den Zug der Gin Produzenten aufgesprungen – dabei entstanden ist ein einzigartiger Gin voller mediterraner Noten.

Erzähl mal Gianfranco: wie kamst du zur Gastronomie?
Eigentlich war mein Traumberuf ursprünglich mal Fotograf. Aber dank meiner Rot-Grün Schwäche hatte sich das schnell erledigt. Mir war klar, dass mein alternatives Ziel nur in der Gastronomie liegen konnte. Wie sagt man immer so schön? Wer nichts wird, wird Wirt… Gelernt habe ich in Schloss Rheinhartshausen im Rheingau, danach arbeitete ich in Hamburg, Italien, Österreich, Spanien und in der Schweiz, bevor sich 2015 die Chance ergab, in Wiesbaden in der Taunusstraße die Manoamano Bar zu eröffnen. Seitdem bin ich mein eigener Herr.

War es schon immer dein Traum, dich mit einer eigenen Bar selbstständig zu machen?
Ich wurde nach meiner Rückkehr nach Deutschland plötzlich mit der Arbeitslosigkeit konfrontiert. Ich hatte nur die Wahl, zwischen erneuter Festanstellung oder der Selbständigkeit. Durch einen positiven Zufall konnte ich 2010 eine freie Ladenfläche in der Taunusstraße anmieten. Der Laden war damals noch kleiner, nur etwa halb so groß wie heute, so dass ich mich langsam an die Herausforderung herantasten konnte. Anfangs war es eine Art Kaffeebar, nach und nach öffnete ich auch abends und bot gute Drinks an. Das lief so gut, dass ich zwei Jahre später die Ladenfläche daneben auch übernehmen konnte und die Bar vergrößert habe. Heute, acht Jahre später, hat sich die Bar super etabliert mit einem tollen Stammpublikum, das immer noch weiter wächst.

Stimmt, man kommt kaum an der Manoamano Bar vorbei, wenn man wirklich gute Drinks in Wiesbaden genießen will. Und das Ambiente deiner Bar ist auch einzigartig. Gibt es denn einen echten „Manoamano Signature-Drink“?
Bekannt geworden sind wir vor allem durch unseren Mojito mit Himbeer Espuma – der kommt besonders bei den Frauen gut an. Er ist fruchtig und hat das gewisse Extra, dadurch verleiht er dem allseits bekannten Mojito eine ganz neue Note. Außerdem ist natürlich ein klassischer Gin Tonic immer gefragt. Oder überhaupt Gin-Drinks wie der Basil Smash und auch Kombinationen mit Kräutern, wie Thymian oder Salbei.

Gin boomt ja seit einigen Jahren enorm, und noch ist kein Ende in Sicht. Hat dich das überzeugt, auf den Zug aufzuspringen und deinen eigenen, ganz individuellen Gin zu produzieren?
2013 war für mich das Gin-Jahr. Die Bar war brechend voll und Gin war super gefragt. Also dachte ich mir, warum nicht einen eigenen Gin machen? Ich fing an, mich mit allen Fragen rund um Gin zu beschäftigen: Wie genau wird er hergestellt? Wie ist er aufgebaut? Welche Zutaten braucht man? Da ergab eins das andere, aber wenn ich mir was in den Kopf setze, dann mache ich das auch!

Klingt spannend! Wie bist du vorgegangen? Hattest du klare Vorstellungen, wie dein Gin schmecken soll?
Erst mal ging ich in die Apotheke, um Alkohol zu kaufen. Neutraler Alkohol ist leider extrem teuer, um Alkoholismus vorzubeugen. Dann habe ich experimentiert. Ich habe Zutaten eingelegt, und ganz viel wieder verworfen. Ich bin Italiener, also musste es natürlich ein mediterraner Gin werden. Und Tomate sollte rein, das war mir wichtig.

Wie weit war dann der Weg, bis du die erste Flasche fertigen Amato in den Händen halten konntest?
Weit! Bis der Gin fertig produziert war hat es ungefähr ein Jahr gedauert. In der Zeit habe ich nicht nur privat viele Zutaten eingelegt und ausprobiert – es war auch ein schwieriger Weg bis zum richtigen Mischverhältnis in der Brennerei. Es ist ja ein riesiger Unterschied, ob du privat ein bisschen einlegst oder ob du im „großen Stil“ in einer Brennerei produzieren lässt. Und dann musste ja auch die richtige Flaschenform, der passende Korken und ein gutes Design ausgewählt werden.
Muss Gin eigentlich, vergleichbar zu Wein, auch besonders gelagert werden?
Gin wird nach der Destillation abgefüllt und kann sofort verkauft werden. Aber ich lege Wert darauf, meinen Gin nach dem Abfüllen noch ca. drei Monate ruhen zu lassen. Dabei weichen die anfangs noch leicht strengen alkoholischen Noten und der Gin wird weicher und milder.

Hast du deinen Amato-Gin schon mal auf Messen oder Wettbewerben vorgestellt, um dich mit deinen Mitbewerbern zu messen?
Ab und zu mache ich das tatsächlich. Gerade 2017 hat Amato Gin auf einer Messe in China Gold abgeräumt. Die Produzenten schicken dort ihre Gins zur Bewertung ein und dann werden sie von einer Jury blindverkostet und mit Punkten benotet. Ein schöner Erfolg! Dadurch verkaufe ich zwar nicht mehr, und mache auch keine Werbung damit, aber es ist natürlich eine tolle Bestätigung, zu sehen, wie der eigene Gin im internationalen Vergleich abschneidet.

Wer würde sich über so eine positive Resonanz nicht freuen? Aber die bekommst du ja jeden Abend auch in deiner Bar. Ärgert es dich eigentlich, wenn deine Gäste eine andere Gin-Marke bestellen?
Überhaupt nicht! Es wäre ja ganz schön langweilig, wenn ich nur Amato ausschenken würde. Im Gegenteil: der Gin ist zwar erst durch die Bar entstanden, aber in erster Linie ist er ein regionales Wiesbadener Produkt und soll auch als solches wahrgenommen werden. Ich finde es toll, wenn er von der Bar unabhängig bleibt und für sich selbst steht. Wir bieten übrigens in der Bar auch regelmäßig Gin-Tastings an, mit großartigen Gins! Hier wird in einer exklusiven Runde von max. 15 Teilnehmern eine grundlegende Einführung in die Sensorik, fundiertes Fachwissen über Herkunft, Geschichte und Herstellung des Gins, und natürlich eine geleitete Verkostung von sechs verschiedenen Gin Labels geboten.

So, und nachdem du uns jetzt alle neugierig gemacht hast: Wo gibt es deinen Amato Mediterranean Dry Gin zu kaufen?
Amato Gin gibt es mittlerweile in richtig vielen guten Läden: Edeka, REWE, Metro und Karstadt haben ihn im Sortiment, außerdem einige ausgewählte regionale Läden. Und natürlich kann man ihn direkt bei mir in der Manoamano Bar, in der Taunusstraße 31, bekommen. Auf unserer Website findet ihr übrigens auch sechs, in enger Zusammenarbeit mit einigen der besten Barkeeper Deutschlands und der Welt entwickelten, Signature-Drinks, die einzelne oder mehrere Seiten unseres Gins noch mal ganz besonders hervorheben. Einfach mal ausprobieren! Ich wünsche frohes Mixen.

Fotografie & Text: Benedikt Seemann, Kristina Kaiser

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